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Südafrikas Rohstoffpotenzial - Noble Elements will die europäische Industrie mit Seltenen Erden versorgen

Autor: Thomas Feldhaus · Zuletzt aktualisiert: 18.09.24

Wirtschaft Edelmetalle · 6 Min. Lesedauer

Südafrikas Rohstoffpotenzial - Noble Elements will die europäische Industrie mit Seltenen Erden versorgen - Titelbild

Deutschlands Wirtschaft muss resilienter werden. Das betrifft insbesondere die Versorgung mit sogenannten kritischen Rohstoffen, zu denen auch die Seltenen Erden und Technologiemetalle gehören. Eine Mine in Südafrika und der deutsche Importeur Noble Elements könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. 

 

Südafrikas Rohstoffpotenzial kurz gefasst:

 

  • Deutschland muss den größten Teil seiner kritischen Rohstoffe, zu denen auch die Seltenen Erden gehören, importieren. Insbesondere für die Herstellung von Magneten, die in Elektroautos oder in der Rüstungsindustrie zum Einsatz kommen, ist der Bedarf auch in Zukunft hoch.

 

  • Bisher dominiert China den Markt für Seltene Erden und hat direkten Einfluss auf die Preisbildung an den Märkten.

 

  • Die Steenkampskraal Monazit Mine in Südafrika gilt als eine der ertragsreichsten Monazit-Minen der Welt. Aus Monaziterzen können verschiedene Seltene Erden gewonnen werden, darunter das wichtige Neodym.

 

  • Ab 2025 könnte die Steenkampskraal Monazit Mine wieder Seltene Erden nach Europa liefern. Der deutsche Rohstoffimporteur Noble Elements ist dazu eine Kooperation mit dem Minenbetreiber eingegangen. Derzeit arbeitet das Unternehmen an der Finanzierung und an Abnahmegarantien durch die Industrie.

 

 

Neodym, Praseodym, Terbium und Dysprosium sind Begriffe, die in den letzten Jahren vor allem im Zusammenhang mit der Energie- und Verkehrswende auch außerhalb der Fachwelt bekannt geworden sind. Die vier Metalle der Seltenen Erden werden unter anderem in Magneten verwendet, die für den Betrieb von Windkraftanlagen und Elektroautos benötigt werden.

Was sind Seltene Erden?

Die Seltenen Erden sind eine Gruppe von 17 chemischen Elementen mit ähnlichen Eigenschaften. Es handelt sich um 17 Metalle, die 15 Lanthanoide sowie Scandium und Yttrium. Zu den Lanthanoiden zählen Elemente wie Cer, Neodym, Europium und Terbium. Im Gegensatz zu ihrem Namen sind sie in der Erdkruste nicht selten, kommen aber meist nur in geringen Konzentrationen vor und sind in der Regel nur mit hohem Aufwand zu gewinnen.

Deutschland ist Importeur dieser zum Teil von der EU als kritisch eingestuften Rohstoffe, deren Versorgung unter anderem für die Energiewende, aber auch für die Rüstungsindustrie von besonderer Bedeutung ist. „Während die EU bei der Herstellung von Elektromotoren weltweit führend ist, ist sie bei Seltenen Erden-Permanentmagneten, die zu über 90 Prozent in China produziert werden, fast vollständig von Importen abhängig“, schreibt der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages in einem Gutachten zu Seltenen Erden.

 

Doch gerade diese starken Magnete, in denen unter anderem Neodym verwendet wird, werden auch von der Rüstungsindustrie benötigt. Sie werden in Waffensystemen, in unbemannten Fahrzeugen und auch in der Kommunikations- und Satellitentechnik eingesetzt. Der Einsatz dieser Magnete hat daher längst strategische Bedeutung erlangt und insbesondere in den NATO-Staaten wird versucht, Abhängigkeiten zu minimieren. In den USA ist diese Unabhängigkeit gesetzlich verankert. Spätestens ab 2027 gelten die Beschränkungen für die Verwendung von Rohstoffen aus chinesischer Produktion für alle Magnete, die in Produkten der US-Rüstungsindustrie zum Einsatz kommen. Dies betrifft sowohl moderne Kampfflugzeuge wie die F-35 als auch Drohnen und U-Boote.  

Steigender Bedarf an Seltenen Erden 

 

Diese marktbeherrschende Stellung Chinas führt zu einem Umdenken in den Ländern der Europäischen Union. Denn China kann durch seine Monopolstellung direkten Einfluss auf die Preise nehmen und durch Exportkontrollen die Verknappung weiter anheizen. Dies gilt umso mehr, als die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bis zum Jahr 2030 einen weiter steigenden Bedarf an Seltenen Erden vor allem für den Einsatz in Magneten prognostiziert. Und die Internationale Energieagentur schätzt, dass der Bedarf an Lithium, einem ebenso wichtigen Rohstoff für Batterien, bis 2040 um das 42-fache höher sein wird als heute. 

 

Grundsätzlich gibt es zwei Auswege aus dieser Situation. Der Aufbau eigener Kapazitäten und das Recycling bereits verwendeter Seltener Erden. Letzteres ist derzeit noch nicht in einem Umfang möglich, der zu einer signifikanten Verbesserung der Versorgungslage führen könnte. Da die einzelnen Technologiemetalle meist nur in geringen Mengen vorkommen, ist das Recycling sehr aufwändig und teuer. Es bleibt der Aufbau eigener Förderstätten und die Weiterverarbeitung der geförderten Erze.

Seltene Erden sind für den Ausbau der Elektromobilität unerlässlich. Sie werden unter anderem für Magnete in den Batterien benötigt. © Vecteezy/Ada_aj
Seltene Erden sind für den Ausbau der Elektromobilität unerlässlich. Sie werden unter anderem für Magnete in den Batterien benötigt. © Vecteezy/Ada_aj

Deutschlands Rohstoffstrategie

 

Damit Deutschland bei wichtigen Zukunftstechnologien nicht den Anschluss verliert, hat die Bundesregierung 2023 eine Neuauflage der nationalen Rohstoffpolitik beschlossen. Sie enthält 17 konkrete Maßnahmen zur Rohstoffversorgung, zum Recycling und zu Importen. Damit soll die Rohstoffstrategie dazu beitragen, die Versorgung der deutschen Wirtschaft mit Rohstoffen, insbesondere Seltenen Erden, langfristig zu sichern. Grundsätzlich sieht die Bundesregierung die Unternehmen in der Pflicht, ihre Rohstoffversorgung zu sichern, sie sollen dabei aber unterstützt werden.

 

Eine konkrete Maßnahme ist der für 2023 angekündigte Rohstofffonds, der dann im Zuge der Haushaltskonsolidierung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zunächst gestrichen wurde und 2024 eine Neuauflage erfuhr, die im Detail anders ausgestaltet ist, deren konkrete Umsetzung aber nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg noch auf sich warten lässt. „2023 sprachen wir noch von einer direkten Finanzierung des Bundeswirtschaftsministeriums für eine Vielzahl von Projekten im Zusammenhang mit der Sicherung der Rohstoffversorgung. Nun bietet der in Umsetzung befindliche Rohstofffonds nur noch die Möglichkeit einer Beteiligung des Bundes an Rohstoffprojekten über die KfW als verantwortliche Stelle“, sagt Lars Kruse, CEO von Noble BC. Kruse weiß, wovon er spricht, denn zusammen mit Noble Elements, Importeur von Seltenen Erden und Technologiemetallen, hat er seine Fühler nach Südafrika ausgestreckt. 

Lars Kruse, CEO von Noble BC (2.v.l.) und Andreas Kroll CEO von Noble Elements (r.) zusammen mit ihrem Team bei einer Besichtigung der Steenkampskraal Monazit Mine in Südafrika. © Noble Elements
Lars Kruse, CEO von Noble BC (2.v.l.) und Andreas Kroll CEO von Noble Elements (r.) zusammen mit ihrem Team bei einer Besichtigung der Steenkampskraal Monazit Mine in Südafrika. © Noble Elements

Die Steenkampskraal Monazit Mine 

 

Nördlich von Kapstadt, in der Region Matzikama, liegt die Monazit-Mine Steenkampskraal, mit der Noble Elements eine Kooperation zur Gewinnung, Aufbereitung und Lieferung von Seltenen Erden nach Europa vereinbart hat. Steenkampskraal ist ein bedeutender Minenbetreiber mit Sitz in Südafrika, der unter anderem eine ertragreiche Monazit-Mine besitzt, die allerdings seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr betrieben wurde. Durch die stark steigende Nachfrage nach Seltenen Erden ist das Abbaugebiet jedoch wieder interessant geworden und könnte bereits ab 2025 wichtige Rohstoffe nach Europa liefern. 

 

 

 

Anfang 2024 ist Steenkampskraal eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Bora Mining Services (BMS) eingegangen, um die Förderung zügig wieder aufzunehmen. Spätestens 2025 soll die Produktion wieder aufgenommen werden. Dazu bringt BMS nicht nur Kapital ein, sondern stellt auch Personal und Ausrüstung für die Wiederinbetriebnahme zur Verfügung. In einem zweiten Schritt sollen die Fördermengen des Monazitkonzentrats erhöht und eine Separationsanlage zur Gewinnung der Seltenen Erden in Betrieb genommen werden.

Noble Elements - Europäischer Partner der  Steenkampskraal Mine

 

Hier kommt der deutsche Rohstoffimporteur Noble Elements ins Spiel. Geschäftsführer Andreas Kroll und Noble BC Geschäftsführer Lars Kruse stehen schon seit längerem in Kontakt mit der Mine und konnten sich bereits vor Ort ein Bild machen. Sie wollen die europäische Industrie mit den Seltenen Erden versorgen, die aus den jährlich rund 5.000 Tonnen Monazitkonzentrat gewonnen werden können. Dafür werden rund 100 Millionen Euro benötigt, die Noble Elements derzeit bei Investoren einsammelt. Dafür erhält das Berliner Unternehmen Liefergarantien für die deutsche und europäische Industrie, zum Beispiel für Automobilhersteller und deren Zulieferer. Im Gegenzug müssen sich aber auch die hiesigen Unternehmen verpflichten, die vereinbarten Mengen abzunehmen. Hier wird es besonders darauf ankommen, ob und wie der deutsche Rohstofffonds ausgestaltet wird.

 

Kann die Finanzierung über diesen Weg sichergestellt werden, sehen Kroll und Kruse grünes Licht für das Projekt und haben begründete Hoffnung, die europäische Industrie auch in Zukunft zuverlässig mit Seltenen Erden versorgen zu können. Auch wenn die Preisbildung auf den Märkten, die maßgeblich von China beeinflusst wird, den Betrieb der Mine vorübergehend unrentabel macht. Als besonderen Vorteil sieht Kruse die Möglichkeit, die Verarbeitung der Monaziterze nach den derzeit bestmöglichen Umweltstandards zu gewährleisten. Damit wäre nicht nur die Versorgung gesichert, sondern auch die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards. Läuft alles nach Plan, rechnen Kroll und Kruse mit den ersten Lieferungen aus dem südlichen Afrika im Jahr 2025.


Thomas Feldhaus

Thomas Feldhaus

Chefredakteur

Wirtschaftsjournalist mit Faible für Unternehmensverantwortung und Leidenschaft für Radsport.

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