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Autor: Thomas Breithaupt · Zuletzt aktualisiert: 30.06.24
Finanzen Börse/Aktien · 8 Min. Lesedauer
Mit Öl-ETFs können Anleger potenziell von einer Wette auf die Ölpreise profitieren, indem Ölaktien von großen Ölkonzernen gekauft werden, oder durch Öl-ETCs direkt von dem Ölpreis durch Investitionen in Rohöl. Da Öl noch immer einer der wichtigsten Ressourcen für den weltweiten Verkehr ist, eignet sich die Ölbranche gut zur Diversifizierung gegen andere Anlageklassen. ETFs auf Ölaktien halten einen großen Korb von Unternehmen, die sich auf alle Aspekte des Ölmarktes konzentrieren. Ölaktien und der Ölpreis können sich unterschiedlich stark entwickeln, sodass beide ihren Platz in einem Portfolio haben können.
ETFs können eine Vielzahl von Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen oder eine Kombination, während ETCs speziell die Wertentwicklung von Rohstoffen wie Öl, Gold, Silber oder Agrarprodukte abbilden. ETCs sind kein Sondervermögen und haben daher ein Emittentenrisiko – bis zum Totalverlust bei Insolvenz.
In den meisten Ländern gibt es keinen Öl-ETF, da ETFs beispielsweise nach europäischem Gesetz (UCITS-Richtlinie) nicht in einzelne Rohstoffe investieren können. Ein börsengehandelter Rohstoff (engl. Exchange Traded Commodity - ETC) ist ein Anlageinstrument, das die Wertentwicklung eines einzelnen Rohstoffs oder Index abbildet. Für Anleger, die keinen Zugang zu Spot- oder Derivatemärkten in Bereichen wie Metalle, Energie und Viehzucht haben, bieten ETCs oftmals die einzige Möglichkeit, in diese Rohstoffe zu investieren.
| Merkmal | ETCs (Exchange-Traded Commodities) | ETFs (Exchange-Traded Funds) |
|---|---|---|
| Definition | Investieren in einzelne Rohstoffe oder Rohstoffkörbe | Investieren in eine Vielzahl von Wertpapieren wie Aktien, Anleihen oder Indizes |
| Anlageziel | Abbildung der Preisentwicklung eines Rohstoffs, Futures oder aktueller Preis. | Abbildung eines bestimmten Index oder Marktes |
| Diversifikation | Schlechte Diversifikation, konzentriert auf einzelne Rohstoffe | Hohe Diversifikation, abhängig vom zugrunde liegenden Index |
| Risiko |
Höheres Risiko aufgrund der Konzentration auf einzelne Rohstoffe Emittentenrisiko |
Geringeres Risiko durch Diversifikation |
| Struktur | Schuldverschreibungen oder Zertifikate, oft mit physischer Besicherung | Fondsstruktur, hält tatsächlich die Wertpapiere, in die investiert wird |
| Besteuerung | Besteuerung kann komplexer sein, abhängig vom jeweiligen ETC | Steuerlich wie Investmentfonds behandelt |
| Handelbarkeit | An der Börse gehandelt, wie Aktien | An der Börse gehandelt, wie Aktien |
| Kosten | Kann höhere Kosten haben, insbesondere bei physischen ETCs | In der Regel geringere Kosten, abhängig vom Fondsanbieter |
| Beispiele für Basiswerte | Gold, Silber, Öl, andere Rohstoffe | MSCI World, DAX, S&P 500, andere Indizes |
| Regulierung | Weniger strikt reguliert als ETFs |
Streng reguliert durch Gesetze |
Bei Rohstoffen, deren Lagerung eine Herausforderung darstellt, wie z. B. Vieh oder Öl, investieren ETCs in Terminkontrakte. ETCs, die in Terminkontrakte investieren, müssen vor dem Auslaufen des Kontrakts von einem Kontrakt zum anderen wechseln, was zu Contango und Backwardation führt. Das bedeutet, die Rohstoffpreise des ETCs unterscheiden sich häufig zum aktuellen Kassakurs.
Es gibt nur 2 große Rohöl ETCs zu kaufen, einen für WTI und einen für Brent Rohöl. Brent hatte in den letzten 3 Jahren die bessere Entwicklung.
Die größten Öl-ETFs haben in ihren Top-Positionen immer die großen Ölkonzerne und zählen oftmals als Branchen ETF auf den Energie-Sektor. Es gibt Öl-ETFs, die in verschiedenen Regionen investieren oder bei der Gewichtung einen Unterschied machen. Hier sind die größten Aktien, die sich in allen Öl-ETFs finden lassen, wobei Saudi Aramco nach den meisten Definitionen in den Emerging Market fällt und daher nur in wenigen Öl-ETFs zu finden ist:
Es gibt drei verschiedene Arten von Öl-ETFs, die für Anleger infrage kommen. Rohöl-ETFs zielen darauf ab, den Preis von Rohöl abzubilden, das zu Kraftstoff, PVC, Plastik, Lack, Asphalt und vielen weiteren Dingen verarbeitet werden kann. ETFs auf Öl- und Gasexploration und -produktion konzentrieren sich auf Unternehmen, die an der Exploration, Produktion und Erschließung von Öl- und Gasreserven beteiligt sind. Sie investieren in der Regel in Aktien von Öl- und Gasproduzenten. Die letzte Gruppe sind ETFs auf Öldienstleistungen. Diese ETFs zielen auf Unternehmen ab, die Dienstleistungen für die Öl- und Gasindustrie erbringen, z. B. Bohrungen, Herstellung von Ausrüstung oder Ölfelddienstleistungen.
Zu den größten Öl-ETFs und Öl-ETCs auf dem Markt gehören die folgenden Fonds:
| ISIN | Name | Volumen (Mio. USD) | TER | Rendite 1 Jahr | Rendite 3 Jahre | Ausschüttung |
|---|---|---|---|---|---|---|
| IE00BM67HM91 | Xtrackers MSCI World Energy UCITS ETF 1C | 1.030 | 0,25% | +19,76% | +86,13% | Thesaurierend |
| IE00BJ5JP105 | iShares Oil & Gas Exploration & Production UCITS ETF | 666 | 0,18% | +20,50% | +93,20% | Ausschüttend |
| IE00BYTRR863 | SPDR S&P US Energy Select Sector UCITS ETF | 536 | 0,30% | +20,55% | +92,69% | Thesaurierend |
| IE00B6R51Z18 | iShares MSCI World Energy Sector UCITS ETF | 298 | 0,55% | +20,92% | +89,70% | Thesaurierend |
| IE000J0LN0R5 | Lyxor MSCI World Energy TR UCITS ETF | 268 | 0,18% | +13,48% | - | Thesaurierend |
| IE00BMW42637 | iShares MSCI Europe Energy Sector UCITS ETF EUR (Acc) | 138 | 0,18% | +19,89% | +78,12% | Thesaurierend |
| IE00BKWQ0F09 | SPDR MSCI Europe Energy UCITS ETF | 1.096 | 0,18% | +20,46% | +81,90% | Thesaurierend |
| DE000A0H08M3 | iShares STOXX Europe 600 Oil & Gas UCITS ETF (DE) | 500 | 0,47% | +18,14% |
+58,2% |
Ausschüttend |
| IE000MELAE65 | iShares MSCI World Energy Sector ESG UCITS ETF USD (Dist) | 86 | 0,18% | +23,67% | - | Ausschüttend |
| Öl-ETCs | ||||||
| GB00B15KXV33 | WisdomTree WTI Crude Oil | 592 | 0,49% | 30,41% | 78,87% | Thesaurierend |
| JE00B78CGV99 | WisdomTree Brent Crude Oil | 502 | 0,49% | 30,05% | 95,60% | Thesaurierend |
In Deutschland gibt es nur 2 wirklich große Öl-ETCs, die man kaufen kann. Daher wollen wir die für Investoren wichtigen Unterschiede der beiden Sorten etwas genauer betrachten. Einer bildet den amerikanischen Ölpreis nach (WTI - West Texas Intermediate) und der andere den Brent Rohölpreis (Nordsee).
| Kriterium | Brent | WTI |
|---|---|---|
| Herkunft | Nordsee (Brent, Forties, Oseberg, Ekofisk Felder) | USA (Texas, Louisiana, North Dakota) |
| Handelsplatz | Intercontinental Exchange (ICE) in London | New York Mercantile Exchange (NYMEX) |
| Schwefelgehalt | 0,37 % | 0,24 % |
| Verwendung | Hauptsächlich in Europa, Afrika und dem Nahen Osten für Benzin und Diesel | Hauptsächlich in den USA für Benzin |
| Transport | Über See mit Tankern | Über Pipelines innerhalb der USA |
| Geopolitische Einflüsse | Stark beeinflusst durch politische Instabilität und Entscheidungen der OPEC | Hauptsächlich beeinflusst durch US-Inlandsproduktion und Lagerbestände |
Langfristige Investoren können von der potenziellen Wertsteigerung und Dividenden profitieren, während kurzfristige Spekulanten die Volatilität des Marktes nutzen und Spreads zwischen verschiedenen Ölsorten nutzen. Eine Diversifikation durch die Kombination mit anderen Rohstoff-ETFs kann das Risiko verringern. Effektive Risikomanagement- und Absicherungsstrategien sind unerlässlich, um Verluste zu minimieren. Ein tiefes Verständnis der Marktbedingungen und der Angebots- und Nachfragedynamik ist entscheidend für den Erfolg auf dem Ölmarkt.
Bei der Investition in Öl-ETFs gibt es zwei grundlegende Strategien: Die langfristige Investition und die kurzfristige Spekulation. Langfristige Investoren setzen darauf, dass der Ölpreis im Laufe der Zeit steigen wird, getrieben durch Faktoren wie zunehmende Nachfrage aus Schwellenländern und begrenzte Ressourcen. Diese Investoren profitieren von Dividenden und der potenziellen Wertsteigerung ihrer Anteile. Kurzfristige Spekulanten hingegen nutzen die Volatilität des Ölmarktes aus, um schnelle Gewinne zu erzielen. Sie kaufen und verkaufen Öl-ETFs in kurzen Zeiträumen, oft basierend auf kurzfristigen Marktprognosen und geopolitischen Ereignissen, die den Ölpreis beeinflussen können.
Das Verständnis der Dynamik von Angebot und Nachfrage auf dem Rohölmarkt ist entscheidend für erfolgreiche Investitionsstrategien. Zwischen 2002 und 2012 stieg die weltweite Rohölförderung um 15 Prozent (Wikipedia), wobei der Nahe Osten den größten Anstieg verzeichnete (sprunghafter Anstieg in Saudi-Arabien). In den USA führte die Schieferölförderung zu einem signifikanten Produktionsanstieg. Gleichzeitig nahm der Ölverbrauch weltweit um 20 Prozent zu, getrieben durch den steigenden Bedarf im Nahen Osten und im asiatisch-pazifischen Raum, insbesondere in China. Diese Trends beeinflussen die Ölpreise erheblich und sollten bei der Entwicklung von Investitionsstrategien berücksichtigt werden.
Die Erdölindustrie und die Öl- und Gasindustrie befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel, der durch einige Trends vorangetrieben wird. Von Nachhaltigkeitsbemühungen bis hin zu rechtlichen Herausforderungen, die sich auf bestimmte Praktiken konzentrieren, hatten die Unternehmen dieser Branchen alle Hände voll zu tun, um mit vielen Dingen fertig zu werden. Dazu kommen geopolitische Ereignisse wie Kriege, hohe Zinssätze und steigende Materialkosten und neue Technologien, die Angebot und Nachfrage stark beeinflussen.
Trotz dieser Störungen bleibt die globale Ölnachfrage auf dem Weg, bis 2023 um 2,3 Millionen Barrel pro Tag zu wachsen und zum ersten Mal in der Geschichte die 100 Millionen Barrel pro Tag Marke zu überschreiten. Auf globaler Ebene wird der Absatz von Elektrofahrzeugen (EV) bis 2023 um über 35 % steigen, wobei nach der Internationalen Energieagentur jedes siebte verkaufte Auto ein EV sein wird. Dieses gleichzeitige Wachstum von Verbrennern und EVs spiegelt regionale Unterschiede in der Nachfragestruktur, der Infrastrukturbereitschaft, der Technologieeinführung, der Regulierungspolitik und sozioökonomischen Überlegungen wider.
In den letzten Jahren hat sich die künstliche Intelligenz (KI) als transformative Kraft für die Branche erwiesen, mit Anwendungen in der gesamten Öl- und Gasindustrie, von der anfänglichen Ressourcenexploration bis hin zu Raffinerieprozessen. Zu den Anwendungen gehören die KI-gestützte vorausschauende Wartung, Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen. Biokraftstoffe werden bereits von der Ölindustrie zu fast 80 % für Diesel hergestellt. Ein Ende der Rohöl Raffinerie heißt also nicht direkt einen Absturz der Öl-Aktien. Der Wirtschaftsprüfer Deloitte hat in einer kürzlichen Umfrage (Sept. 2023) bei den Öl-CEOs unter anderem nach Investitionen in erneuerbare Energien gefragt. Ab einer Rendite von 12 bis 15 % wären diese zu Investitionen bereit, jedoch lag diese in der Vergangenheit nur selten über 8 %.
Thomas Breithaupt
Redakteur
Mit einer Leidenschaft für Technik- und Finanzthemen war der Schritt vom Physikstudium zum Wirtschaftsjournalismus vorprogrammiert. Das analytische Denkvermögen hilft, sachlich zu berichten und neben der Entwicklung von Software eine fundierte Berichterstattung zu erstellen. Zwischen den Recherchen hilft Sport dabei, einen klaren Kopf zu bewahren und hält fit für den Surfurlaub.
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